Schloss Braunfels

Baugeschichte
Schloss Braunfels wurde 1246 das erste Mal urkundlich erwähnt. Es bestand zu jener Zeit lediglich aus einem bewohnbaren Turm mit einem dreigeschossigen hölzernen Wehrgang. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde dieser Alte Bergfried durch einen Wohnbau ergänzt, den sog. Palas. Eine Schildmauer umschloss einen kleinen Burghof und ein Torbau sicherte den Eingang. Beides hat sich allerdings nur fragmentarisch erhalten. Vom Palas weitestgehend verdeckt ragt noch das Dach des Nordturms hervor, der im 19. Jahrhundert in Friedrichsturm – nach Prinz Friedrich von Preußen (1794–1863) – umbenannt wurde. Außerhalb der massiven Mauern schloss sich die Vorburg mit ihren Wirtschaftsgebäuden an.

Im Mittelalter sicherte die Burg das Territorium gegen die benachbarten Grafen von Nassau-Weilburg. Als Antwort auf diese Wehranlage errichteten die Nassauer 1390 in Sichtweite Burg Philippstein.

Das Aufkommen von Feuerwaffen im 14. Jahrhundert erforderte eine Erweiterung der Burg durch Zwinger und Bastionen, die Platz für große Geschütze boten. Neue Profan- (Ottonischer Bau, Bau über dem Steinernen Gang) und Sakralbauten (Schlosskirche) zeugen im 15. Jahrhundert von dem Selbstbewusstsein der Grafen von Solms-Braunfels, die durch das Erbe der Grafen von Solms-Burgsolms und der Grafen von Falkenstein ihre bisher größte Gebietsausdehnung erreichten.

Frühe Neuzeit
Gemälde nach Matthäus Merian 1650

Um der Reichweite der neuen schweren Geschütze gerecht zu werden, wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts ein höherer Turm gebaut, der Luginsland. Wie der Name verrät, war er ein Aussichtsturm, von dem aus feindliche Truppen schon von weitem erspäht werden konnten.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) wurde Schloss Braunfels trotzdem mehrfach erobert und dabei natürlich beschädigt. Der Instandsetzung durch Graf Heinrich Trajektin (1638–1693) ab 1648 wurden durch den großen Schlossbrand von 1679 nochmal stark zurückgeworfen. Dabei wurde auch der Luginsland schwer beschädigt und später abgerissen; sein sandsteinernes Eingangsportal existiert aber noch und ist am heutigen Uhrturm zu sehen. Große Teile des Schlosses sowie das Tal sind damals bis auf fünf Häuser den Flammen zum Opfer gefallen und der Wiederaufbau verschlang viele Ressourcen.

Das barocke Schloss Braunfels 1738

Schon unter Trajektin wurden Bastionen zu Lustgärten umgewandelt. Noch stärker auf die repräsentativen Bedürfnisse eines barocken Hoflebens ausgerichtet wurde das Schloss unter » Graf Wilhelm Moritz, wobei die Verteidigungsfunktion bei seinen Baumaßnahmen keine Rolle mehr spielte. Zwei neue Schlossflügel umschließen nun den neuen großen Schlosshof. Er ließ zudem Fassaden begradigen und lange Fensterfronten anlegen. Allerdings setzten die Gegebenheiten vor Ort und die finanziellen Möglichkeiten der barocken Symmetrieliebe Grenzen, die Wilhelm Moritz aber am einheitlichen Marktplatz verwirklichen konnte. Außerdem legte er den » Braunfelser Tiergarten an.

Das 19. Jahrhundert
Bau des Neuen Bergfrieds 1884

Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ergriff die Braunfelser – inzwischen Fürsten – wieder die Baulust und Schloss Braunfels wandelte gleich zweimal fundamental sein Aussehen. Angeregt durch die zeitgenössische Mittelalterbegeisterung widmete sich » Fürst Ferdinand (1797–1873) der Umgestaltung der Kernburg im Stile der Neugotik.

Im Inneren des Schlosses zeugt noch heute der Rittersaal von dieser Epoche. Aber die vielen Zinnenkränze krönten nicht lange die Bauten. Bis 1885 gaben » Fürst Georg und Fürstin Emanuela dem Schloss seine heutige Gestalt. Sein historistischer Stil vermischt Stilelemente aus Romanik, Gotik und Renaissance und weist viele Ähnlichkeiten mit der Marienburg in Hannover auf, die vom selben Architekten Edwin Oppler stammt. Die Silhouette wird heute dominiert vom Neuen Bergfried, der als Ersatz für den früheren Luginsland errichtet wurde. Er ist das jüngste Gebäude der ganzen Anlage und bietet bei passendem Wetter einen herrlichen Ausblick über das Umland.

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